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audi919
(C) by http://www.diskussionen-im-netz.de/regeln.shtml
Vorwort: Diskussionen im Internet sind faszinierend. Es fetzt, es knallt und nicht selten möchte ich die Diskutierenden gerne noch zusätzlich anfeuern! Leider werden fast alle Diskussionsforen inzwischen moderiert, so daß das volle Talent der Beteiligten nicht mehr so richtig zur Geltung kommt! Die folgenden Regeln habe ich nach sorgfältiger Analyse der diversen Diskussionsforen zusammengestellt. Mögen sie dazu beitragen, die Diskussionen so richtig spannend zu machen und das letzte an schillernder Argumentation aus den Kontrahenden herauszuholen! Ich wage sogar zu sagen, daß auch professionelle Forumsaufmischer hier noch etwas lernen können!
Vorsicht: Satire - Vorsicht: Satire - Vorsicht: Satire
1. Es gibt keine Gegenposition! Manchmal wird behauptet, für eine Position gäbe es Argumente und Gegenargumente. Das ist natürlich
Unsinn! Wer will die schon alle gegeneinander abwägen? Wenn Sie recht haben, haben Sie recht und brauchen sich nicht mit Gegenargumenten zu belasten. Führen Sie nur die Argumente für Ihre Position ins Spiel! Gehen Sie auf Gegenargumente nicht ein! Beschimpfen Sie Leute, die auf Ihre Position mit Gegenargumenten reagieren als Spielverderber, Idioten, Radikale oder Dummköpfe.
2. Es gibt höchstens eine extreme Gegenposition! Sie haben doch auf ein Gegenargument reagiert und nun wissen Sie nicht weiter? Pech, aber noch kein Grund zu verzweifeln: Steigern Sie die Gegenposition in ihre radikalst mögliche Ausprägung und jeder wird einsehen, daß sie nicht haltbar ist. Sie vermeiden dadurch weiterhin dieses mühsame Abwägen von Argumenten und Gegenargumenten. [Beispiele: In der Diskussion über Kinderkrippen will Ihr Diskussionsgegner seine Kinder nicht tagsüber betreut wissen, er will sie abschieben, loswerden. In der Staatsbürgerschaftsdiskussion will er keine Integration in verschiedene Gesellschaften, sondern eine allgemeine Beliebigkeit, Chaos. In der Promillediskussion will er nicht zwei Bier trinken, sondern besoffen Auto fahren. Ist er gegen die doppelte Staatsbürgerschaft, dann vertritt er 'Ausländer raus'.] Wenn Ihr Diskussionsgegner das abstreitet, dann sagen Sie ihm, er sei nicht konsequent. Ihr Diskussionsgegner steigert nun seinerseits Ihre Position bis sie absurd klingt? Eröffnen Sie ein Sonderforum und gehen Sie aufeinander los!
3. Die Gegenposition ist auf jeden Fall schlechter als die eigene Position! Wenn Sie vor einem größeren Publikum schreiben, das im Hintergrund mitliest, ist die Steigerung in die radikalste Ausprägung manchmal zu plump. Dann bietet sich die ungenaue Argumentation als eleganteres Mittel an. Ungenaue Argumentation ist viel einfacher als exaktes Abwägen von Argumenten und Gegenargumenten und klingt dabei oft erstaunlich überzeugend (jedenfalls viel besser als ein einfaches Vorgehen nach Regel 1 oder 2). [Jeder weiß schließlich, daß für ein Kind die eigene Mutter besser ist als ein Heim. Folglich muß das Zuhause besser sein, als der Kindergarten. Jeder weiß daß zwei Staatsangehörigkeiten mehr sind als eine. Folglich führt die doppelte Staatsangehörigkeit in ein allgemeines Durcheinander.] Konkreter brauchen Sie nicht zu werden! Wer dies anders sieht, kann vermutlich nicht logisch vergleichen, bzw., nicht eins und eins zusammen zählen!
4. Die Gegenposition kann höchstens ausnahmsweise mal stimmen! Ihr Gegner hat ein vernünftiges Beispiel gebracht? Gestehen Sie ihm zu, daß es solche Beispiele gibt, aber erklären Sie sie als Ausnahme oder sogar als nicht relevant. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Wenn Ihr Diskussionsgegner persönliche Beispiele bringt, ist er sowieso nicht objektiv. In diesem Fall ist sein Beispiel garantiert nicht relevant. Gut, daß sie ihm erklären können, worum es eigentlich geht!
5. Nur auf das Große Ganze kommt es an! Lassen Sie sich nicht auf die Ebene der Alltagsprobleme und der kleinlichen praktischen Umsetzung herab! [Beispiele: In der Staatsbürgerschaftsdiskussion sind Eltern, die im Ursprungsland krank werden und Schlangestehen für ein Visum nicht das eigentliche Problem, sondern Nebeneffekte, Kleinkram. In der Vereinbarkeitsdiskussion von Kindern und Karriere sind Öffnungszeiten von Kindergärten und die lächerliche Alltagsorganisation nicht der Punkt, auf den es ankommt.] Ihre Analysen sind tiefergehend und schließlich wissen Sie, was wirklich zählt! Berufen Sie sich auf das Kindeswohl, die allgemeine Ordnung und auf das Gemeinwohl, vor denen kleinliche Eigeninteressen zurücktreten müssen. Wenn es gerade nicht Ihre Interessen sind, die zurücktreten sollen, umso besser! Dann sind Sie besonders objektiv!
6. Nur Ihre Frage ist richtig gestellt! Oft sind Fragen von Anfang an falsch gestellt. Manchmal versuchen andere Diskussionsteilnehmer, eine Frage zu erweitern oder einzugrenzen. Lassen Sie sich bloß nicht darauf ein! Erklären Sie jedem sofort, worüber hier diskutiert wird und worüber nicht. Dies nennt sich Definitionsgewalt. Und die liegt selbstverständlich bei Ihnen!
7. Ihre Position ist statistisch belegt! Suchen Sie nach einer Statistik, die Ihre eigene Position stützt. Überlegen Sie nie, ob die gleiche Statistik auch die Gegenposition belegen könnte. Schließlich ist die Gegenposition falsch! Daß Statistik auch falsche Positionen stützt, ist zwar leider richtig, in diesem Fall aber nicht relevant. Denn Ihre Position ist schließlich richtig!
8. Ihr Diskussionsgegner kann nicht logisch denken! Manche Leute behaupten, bei Diskussionen spiele die unterschiedliche Gewichtung verschiedener Argumente eine Rolle. Das ist Unsinn! Wer alle Argumente kennt und logisch denken kann, muß immer zu dem gleichen Ergebnis kommen wie Sie! Ein anderer Blickwinkel zeigt nur, daß Ihr Gegner nicht kapiert hat, worauf es ankommt. Vermutlich kann er nicht logisch denken. Es kann nur zu seinem Besten sein, wenn er dies von Ihnen erklärt bekommt!
9. Ihr Diskussionsgegner hat keine Ahnung von der Sachlage! Vermutlich hat er nach Feierabend immer Comics gelesen, während Sie in den richtigen Tageszeitungen die Hintergrundsberichte studiert haben. Stand nicht gestern in Ihrer örtlichen Tageszeitung ein Hintergrundsbericht über die Wirkung von Ozon auf den Menschen oder die demographische Entwicklung zu Beginn des letzten Jahrhunderts auf dem Land? Gehen Sie sofort (bevor Sie es wieder vergessen haben) in alle Diskussionforen, in die das passen könnte und erklären Sie den Dilettanten, die diesen Bericht nicht kennen, daß sie in dieser Diskussion nichts zu suchen hätten. Gehen Sie hinterher auch in die Diskussionsforen, in die das eigentlich nicht paßt, denn wer solch grundlegende Tatsachen nicht weiß, kann eigentlich nirgendwo mitreden.
10. Ihr Diskussionsgegner hat keine Erfahrung! Sie waren mal im Urlaub in Indonesien, haben in Ihrer Jugend Fußball gespielt und kürzlich einen Selbstverteidigungskurs besucht? Dann sind Sie in allen Diskussionsforen automatisch Fachmann für die 3. Welt, Gewalt und Kriminalität und wissen, was der Innenminister und der Fußballbundestrainer alles falsch machen. Quellensuche haben Sie nicht nötig! Lassen Sie sich bloß nichts von Leuten erzählen, die hier ihr angelesenes Wissen zur Schau stellen. Nur Sie kennen die Welt!
11. Ihr Diskussionsgegner verkompliziert alles unnötig! Dabei ist die Realität so einfach! Abtreibung ist Mord! Soldaten sind Mörder! Asylanten sind Betrüger (mindestens)! Feministinnen sind mindestens häßlich! Lassen Sie sich bloß nicht auf philosophische Diskussionen oder juristische Haarspaltereien ein! Bilden Sie die Wirklichkeit auf plakative Slogans ab, das reicht völlig! Ansonsten gilt hier natürlich die Regel 1. Wenn Sie Ihren Standpunkt ausschmücken wollen, dann schwelgen Sie in einer Beschreibung der Begriffe "Mord" oder "häßlich", das versteht wenigstens jeder. Aber richtig bildlich, sonst überzeugt es nicht!
12. Ihr Diskussionsgegner hat eine eingeschränkte Sichtweise! Oder sogar ein eingeschränktes Weltbild! Was auch immer Sie vorbringen, er interpretiert es auf seine Art. Und natürlich falsch! Alles sieht er durch seine Brille! Er unterstellt Ihnen Intentionen, die Sie nie geäußert haben und Schlußfolgerungen, auf die Sie nie gekommen wären. Warum kann er nicht einfach Ihre Sätze nehmen, wie sie sind? Er macht sich ein Bild von Ihnen, was einfach nicht zutrifft! Vermutlich macht er sich sogar sein Bild darüber, wie Sie aussehen! Und dies ist totsicher auch wieder falsch!
Erklären Sie ihm (sachlich), daß er nicht das Recht hat, Ihre Sätze einfach auf seine Art zu interpretieren. Niemand darf das!
13. Ihr Diskussionsgegner will Sie nur ärgern! Abgesehen davon, daß er nicht recht hat, gibt es auch sonst gar keinen Grund, diese Diskussion vom Zaun zu brechen. Wenn beispielsweise Opfer des Nationalsozialismus über den Holocaust reden, dann wollen sie nur die Deutschen damit ärgern. Denn ansonsten gibt es selbstverständlich keinen Grund, über so etwas reden zu wollen. (Hier hat mich die Debatte um die Walserrede zur Verleihung des Friedenspreises 1998 inspiriert.) Aber auch bei weniger dramatischen Zusammenhängen wollen Ihre Diskussionsgegner immer nur Sie und Ihre Interessensgruppe ärgern: Wenn Grüne über Benzinpreiserhöhungen diskutieren, dann wollen sie die Autofahrer ärgern, wenn Europa über Haider diskutiert, dann soll die österreichische Bevölkerung geärgert werden. Das ist immer so! Ärgern Sie sich, aber sagen Sie Ihren Diskussionsgegnern, was Sie von ihnen halten!
14. Ihr Diskussionsgegner ist schlecht! Unterstellen Sie ihm immer eine böse Absicht. Lassen Sie keine Entschuldigungen zu. Glauben Sie nicht, daß ihm je etwas aus "Versehen" passieren könnte. Behandeln Sie Dinge, die eintreten könnten wie Dinge, die schon eingetreten sind. Wer Auto fährt will z.B. andere Menschen überfahren. Wer einmal bei zu hoher Geschwindigkeit erwischt wurde, hätte dabei jemanden töten können. Und das ist so, als ob er dies wirklich getan hätte. Machen Sie ihm das klar! Wenn Sie selbst zu schnell fahren, dann passiert natürlich hoffentlich nichts. Ihre Teilnahme an den Diskussionsforen im Internet wird Sie schützen! Das gleiche Prinzip gilt im Umgang mit Kampfhundbesitzern, Autofahreren, Rauchern, Müll- Nichttrennern und anderen uneinsichtigen Zeitgenossen.
15. Betroffene können niemals objektiv sein! Diskutieren Sie deshalb vorzugsweise als Mann in einem Forum über "Frauen und Feminismus", als Deutscher in einem Forum zur "Doppelten Staatsbürgerschaft" und als Autofahrer im "Allgemeinen Deutschen Fahrradclub". Ihr völlig neuer Blickwinkel ist dort sicher noch niemandem bekannt, ganz abgesehen davon, daß solche Gruppierungen nicht Ihre Intelligenz und Erfahrung mitbringen können. Voriges Lesen der anderen Beiträge ist in diesem Fall überflüssig, erklären Sie ohne Umschweife und in epischer Breite Ihre Sicht der Dinge. Einige Leute dort werden dies vermutlich nicht zu schätzen wissen, aber das ist nur der Neid der zu kurz gekommenen. Erklären Sie klipp und klar, daß Sie sich nicht ausgrenzen lassen und daß Ihre Kritiker voreingenommen sind. Die Art, wie man dort mit Ihnen umspringt, ist der beste Beweis!
16. Betroffene wollen immer Extrawürste! Frauen wollen mehr Sicherheit nur für Frauen (und womöglich noch eigene weibliche Bezeichnungen in der Sprache!), Radfahrer wollen Extra-Radwege, die der Allgemeinheit den Platz wegnehmen, Ausländer wollen sogar 2 Staatsbürgerschaften, wo der gemeine Deutsche nur eine haben soll! Nicht mit Ihnen! Zum Glück gehören Sie keiner Interessensgruppe an und lassen sich das nicht bieten! Treten Sie als Mann, Autofahrer und Deutscher1 in den diversen Splitterforen auf und vertreten Sie die Allgemeinheit! Fordern Sie, daß alles so bleibt wie es ist! Für Sie gab es schließlich noch nie Privilegien und Sie wollen auch für die Zukunft keine!
Bis hierher waren die Ratschläge rein inhaltlich. Jetzt müssen Sie natürlich Ihre eigenen Beiträge noch sprachlich entsprechend aufbereiten, damit sie auch ihre Wirkung voll entfalten können. Je nach dem geistigen Niveau der anderen Diskussionsteilnehmer lassen sich hier 2 Fälle unterscheiden:
17. Fall A: Sie diskutieren mit Idioten! In diesem Fall sind an Sie selbst sprachlich keine Grenzen gesetzt. Von Idioten sollten Sie sich sogar unbedingt maximal abgrenzen! Leiten Sie Ihr Posting schon entsprechend ein, z.B. mit dem Satz "Haben Sie immer noch nicht kapiert, worauf es hier ankommt?!!" oder "Haben Sie immer noch nicht kapiert, daß wir hier über x und nicht über y diskutieren!!!" Sparen Sie nicht mit Ausrufezeichen und Großschreibung! DAS SIEHT SO AUS, ALS OB SIE SCHREIEN, KAPIERT !!!!!!! Außerdem merkt dann jeder, daß Sie genervt sind (außer natürlich den Idioten, mit denen Sie sich gerade rumärgern). Dann werden die vernünftigen Leute schon Ihre Partei ergreifen. [Verbündete sind in Diskussionsforen ja alles, aber das gibt irgendwann ein Extra-Kapitel.]
Als Schlußsatz eignet sich u.a. die Wendung "JETZT KAPIERT?!! " oder auch "IMMER NOCH NICHT KAPIERT?? - SCHADE!!" Oder auch die Wendung, sie hätten das Posting Ihres Diskussionsgegners gar nicht gelesen, weil es Ihnen zu blöd war. Oder nur bis zu einem bestimmten Satz gelesen, der Ihnen zu blöd war. [Natürlich lesen Sie es dann trotzdem, denn möglicherweise findet sich ja weiter hinten ein noch viel besserer Angriffspunkt. Und den wollen Sie sich ja nicht entgehen lassen!]
Vorsicht ist mit der Ankündigung geboten, Sie würden in Zukunft nie mehr die Postings des Betreffenden lesen. Mit Sicherheit wird er bald etwas so Blödes schreiben, daß Sie dann einfach nicht den Mund halten können und dann müssen Sie zugeben, daß Sie die ganze Zeit doch heimlich weiter mitgelesen haben. Hier ergibt sich voll und ganz das Problem von Herbert Wehner: "Wer rausgeht, muß auch wieder reinkommen!"
KAPIERT??!!!
;-)
18. Fall B: Ihre Diskussionsgegner zeigen eine gewisse Mindestintelligenz (wenn sie natürlich auch längst nicht an Ihre Intelligenz heranreicht!) In diesem Fall müssen Sie etwas subtiler vorgehen. Anschreien, Ärger zeigen, nicht-lesen, etc. sind hier fehl am Platz und werden von Ihrem Gegner vermutlich als unsachlich gebrandmarkt werden. Also Vorsicht! Viel erfolgversprechender ist es hier, wenn Sie psychologisch werden, aber bleiben Sie dabei auf jeden Fall sachlich und objektiv! Erklären Sie Ihrem Gegner, was er alles falsch macht, aber unbedingt emotionslos. Gemeint sind hier keine inhaltlichen Statements zum Streitpunkt selbst! Sondern Statements, die sich einzig auf Ihren Diskussionsgegner beziehen, so in der Art:"Leider können Sie nicht logisch denken. Sie sehen alles nur durch Ihre Brille. Sie haben ein eingeschränktes Weltbild. Man merkt, daß Sie Probleme mit sich selbst haben." (Lesen Sie zur Stoffsammlung die Punkte 8 bis 15.) Von Ausrufezeichen ist hier eher abzuraten, denn die wirken zu emotional. Wenn Sie Angst haben, daß Sie zu dick auftragen, dann verbinden Sie es mit gutgemeinten Ratschlägen, wie es besser klappen könnte. Raten Sie Ihrem Gegner, sachlicher zu werden, seine eigene Sicht der Dinge einmal kritisch zu überprüfen, vor dem Hinschreiben einmal nachzudenken, etc. Fügen Sie am Ende unbedingt den Satz ein, dies Statement sei kein Angriff und nicht gegen ihn persönlich gerichtet, denn schließlich wollen Sie ja dann zur eigentlichen Diskussion zurück.
19. Lassen Sie Kritik an sich selbst nicht zu! Kritiker nerven sowieso nur und wer ist schon kompetent genug, um Sie zu kritisieren? Zum Glück gibt es eine Reihe von Worthülsen und Tricks, die Ihren Kritikern von vornherein die Lust nehmen - ob Sie nun mit Idioten diskutieren oder mit überlegenen Gegnern (obwohl es die natürlich nicht gibt). Wenn Sie z.B. jemand für ein politisch nicht korrektes Statement kritisiert (und zwar selbst für ein politisch extrem nicht korrektes Statement im Stil von "Ich freue mich, daß es in xy gerade viele Unfalltote gab, denn ich kann die sowieso alle nicht leiden"), dann können Sie den "Ewig Betroffenen" ins Feld schicken. Betroffenheit hat sich im Internet in letzter Zeit etwas abgenutzt. Wo viel provoziert wird, gibt es viele Ermahner, die aber virtuell natürlich nicht viel bewirken können, außer sich selbst zu distanzieren. D.h., daß Sie darauf ganz lässig antworten können: "Ach, wieder so ein Ewig Betroffener!" und daß voraussichtlich die Kritik nachlassen oder zumindest nicht weitere Kreise ziehen wird. Der "Ewig Betroffene" und er der "Gutmensch" sind inzwischen geradezu ideale Schlagworte, um Kritiker mundtot zu machen und sich ungestört den Weg durch die Foren zu bahnen.
Ansonsten können Sie auch Ihr Statement im nachhinein als lustig erklären, oder einfach ohne nähere Begründung über Ihre Kritiker lachen. Oder ihm ohne weiteren Kommentar rechtgeben und ihn damit ins Leere laufen lassen. Oder Sie diskutieren gleich unter 2 verschiedenen Identitäten, von denen einer provoziert und der andere die Kritiker auslacht. Wichtig ist nur, daß diese im Forum nicht überhand nehmen. Aber wenn Sie es geschickt anstellen, sollte das nicht passieren.
20. Wenn ein Forum explodiert ... Manchmal läßt sich im Internet das Phänomen beobachten, daß ein ganzes Forum mit einem lauten Knall explodiert. Dies passiert meistens dann, wenn eine ganze Reihe von Leuten sich gleichzeitig an diese Regeln halten. Meistens passiert dies bei Themen, die eine gewisse moralische Komponente beinhalten (dann ist es den meisten fast unmöglich, neutral zu bleiben) und bei denen die Argumente pro und contra gleichermaßen überzeugend (Beispiel: Kopftuchstreit in Schulen) oder für den Laien gleichermaßen schwer zu verstehen sind (Beispiel: Atomkraft). In solchen Konstellationen neigen viele automatisch zur Befolgung der Regel 1 ("Es gibt keine Gegenposition"). Und dann wird es interessant. Sobald außerdem mehr als 3 Positionen aufeinanderprallen, wird Form (Regeln 16-19) und Inhalt (Regeln 1-15) unentwirrbar. Einige werden dann Ihrer Meinung sein, aber Ihre Form daneben finden, andere werden Ihnen inhaltlich widersprechen und Ihre Form noch zusätzlich daneben finden. Der oder die eine oder andere wird die Stimmung zusätzlich anheizen, um dabei die "Goldenen Regeln" ganz genau zu lernen... Die Zahl der Leute, die im Hintergrund mitlesen, steigt jedenfalls in solchen Momenten exponentiell an, ebenso die Zahl der Leute, die Partei ergreifen. Nach kurzer Zeit ist dann der Streit um die Sache vermischt mit einem Streit darüber, wer nun was gesagt hat, bzw., wer was wie gemeint hat, was überhaupt ausgesprochen werden darf und über welche Frage überhaupt diskutiert wird.
Und böse Zungen behaupten, seit Veröffentlichung dieser Regeln, sei dieses Phänomen noch häufiger zu beobachten, aber das ist sicher nur eine böswillige Verleumdung!
Murphys Gesetze der Internet-Diskussionen:
Auch wenn Sie im Internet den größten Schwachsinn schreiben (aus Ironie, Ärger, Versehen oder nur zum Spaß), auch wenn Sie die unglaublichsten Behauptungen aufstellen, es wird sich immer jemand melden, der dies ernst genommen hat!
Auch wenn Sie für die absurdeste Behauptung eine Quelle suchen - im Internet werden Sie fündig!
Nachwort: Die Diskussionen auf meiner Seite sind mit dieser satirischen Überspitzung natürlich nicht gemeint. Ganz im Ernst: Ich freue mich sehr darüber, wie sachlich die bisher eingereichten Beiträge ausgefallen sind. Nur bei 2 Emails (die deutlich als nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren), hat es mich in den Fingern gejuckt, sie als abschreckendes Beispiel hier darzustellen. Aber ich habe ja im Vorwort zur Diskussionsseite versprochen, so etwas nicht zu tun!
Bei den Beispielen zu den Regeln habe ich mich ehrlich bemüht, auch Negativbeispiele zu meinen Positionen und Positivbeispiele zu den Gegenpositionen zu finden. Das ist mir nicht immer gelungen! Vermutlich liegt es daran, daß meine Positionen richtig sind
;-)
Jemand fragt, ob ich nun besonders "gelungene" Forumsbeiträge hier verlinken will? Nach reiflichem Nachdenken will ich's lieber nicht, denn dies hier soll ja lustig bleiben! Die richtig destruktiven Beiträge dienen mir als Stoffsammlung, sie hier an den Pranger zu stellen, würde wohl allgemein als Racheakt aufgefaßt (wär's ja wohl auch).
(C) by http://www.diskussionen-im-netz.de/regeln.shtml
Vorwort: Diskussionen im Internet sind faszinierend. Es fetzt, es knallt und nicht selten möchte ich die Diskutierenden gerne noch zusätzlich anfeuern! Leider werden fast alle Diskussionsforen inzwischen moderiert, so daß das volle Talent der Beteiligten nicht mehr so richtig zur Geltung kommt! Die folgenden Regeln habe ich nach sorgfältiger Analyse der diversen Diskussionsforen zusammengestellt. Mögen sie dazu beitragen, die Diskussionen so richtig spannend zu machen und das letzte an schillernder Argumentation aus den Kontrahenden herauszuholen! Ich wage sogar zu sagen, daß auch professionelle Forumsaufmischer hier noch etwas lernen können!
Vorsicht: Satire - Vorsicht: Satire - Vorsicht: Satire
1. Es gibt keine Gegenposition! Manchmal wird behauptet, für eine Position gäbe es Argumente und Gegenargumente. Das ist natürlich
Unsinn! Wer will die schon alle gegeneinander abwägen? Wenn Sie recht haben, haben Sie recht und brauchen sich nicht mit Gegenargumenten zu belasten. Führen Sie nur die Argumente für Ihre Position ins Spiel! Gehen Sie auf Gegenargumente nicht ein! Beschimpfen Sie Leute, die auf Ihre Position mit Gegenargumenten reagieren als Spielverderber, Idioten, Radikale oder Dummköpfe.
2. Es gibt höchstens eine extreme Gegenposition! Sie haben doch auf ein Gegenargument reagiert und nun wissen Sie nicht weiter? Pech, aber noch kein Grund zu verzweifeln: Steigern Sie die Gegenposition in ihre radikalst mögliche Ausprägung und jeder wird einsehen, daß sie nicht haltbar ist. Sie vermeiden dadurch weiterhin dieses mühsame Abwägen von Argumenten und Gegenargumenten. [Beispiele: In der Diskussion über Kinderkrippen will Ihr Diskussionsgegner seine Kinder nicht tagsüber betreut wissen, er will sie abschieben, loswerden. In der Staatsbürgerschaftsdiskussion will er keine Integration in verschiedene Gesellschaften, sondern eine allgemeine Beliebigkeit, Chaos. In der Promillediskussion will er nicht zwei Bier trinken, sondern besoffen Auto fahren. Ist er gegen die doppelte Staatsbürgerschaft, dann vertritt er 'Ausländer raus'.] Wenn Ihr Diskussionsgegner das abstreitet, dann sagen Sie ihm, er sei nicht konsequent. Ihr Diskussionsgegner steigert nun seinerseits Ihre Position bis sie absurd klingt? Eröffnen Sie ein Sonderforum und gehen Sie aufeinander los!
3. Die Gegenposition ist auf jeden Fall schlechter als die eigene Position! Wenn Sie vor einem größeren Publikum schreiben, das im Hintergrund mitliest, ist die Steigerung in die radikalste Ausprägung manchmal zu plump. Dann bietet sich die ungenaue Argumentation als eleganteres Mittel an. Ungenaue Argumentation ist viel einfacher als exaktes Abwägen von Argumenten und Gegenargumenten und klingt dabei oft erstaunlich überzeugend (jedenfalls viel besser als ein einfaches Vorgehen nach Regel 1 oder 2). [Jeder weiß schließlich, daß für ein Kind die eigene Mutter besser ist als ein Heim. Folglich muß das Zuhause besser sein, als der Kindergarten. Jeder weiß daß zwei Staatsangehörigkeiten mehr sind als eine. Folglich führt die doppelte Staatsangehörigkeit in ein allgemeines Durcheinander.] Konkreter brauchen Sie nicht zu werden! Wer dies anders sieht, kann vermutlich nicht logisch vergleichen, bzw., nicht eins und eins zusammen zählen!
4. Die Gegenposition kann höchstens ausnahmsweise mal stimmen! Ihr Gegner hat ein vernünftiges Beispiel gebracht? Gestehen Sie ihm zu, daß es solche Beispiele gibt, aber erklären Sie sie als Ausnahme oder sogar als nicht relevant. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Wenn Ihr Diskussionsgegner persönliche Beispiele bringt, ist er sowieso nicht objektiv. In diesem Fall ist sein Beispiel garantiert nicht relevant. Gut, daß sie ihm erklären können, worum es eigentlich geht!
5. Nur auf das Große Ganze kommt es an! Lassen Sie sich nicht auf die Ebene der Alltagsprobleme und der kleinlichen praktischen Umsetzung herab! [Beispiele: In der Staatsbürgerschaftsdiskussion sind Eltern, die im Ursprungsland krank werden und Schlangestehen für ein Visum nicht das eigentliche Problem, sondern Nebeneffekte, Kleinkram. In der Vereinbarkeitsdiskussion von Kindern und Karriere sind Öffnungszeiten von Kindergärten und die lächerliche Alltagsorganisation nicht der Punkt, auf den es ankommt.] Ihre Analysen sind tiefergehend und schließlich wissen Sie, was wirklich zählt! Berufen Sie sich auf das Kindeswohl, die allgemeine Ordnung und auf das Gemeinwohl, vor denen kleinliche Eigeninteressen zurücktreten müssen. Wenn es gerade nicht Ihre Interessen sind, die zurücktreten sollen, umso besser! Dann sind Sie besonders objektiv!
6. Nur Ihre Frage ist richtig gestellt! Oft sind Fragen von Anfang an falsch gestellt. Manchmal versuchen andere Diskussionsteilnehmer, eine Frage zu erweitern oder einzugrenzen. Lassen Sie sich bloß nicht darauf ein! Erklären Sie jedem sofort, worüber hier diskutiert wird und worüber nicht. Dies nennt sich Definitionsgewalt. Und die liegt selbstverständlich bei Ihnen!
7. Ihre Position ist statistisch belegt! Suchen Sie nach einer Statistik, die Ihre eigene Position stützt. Überlegen Sie nie, ob die gleiche Statistik auch die Gegenposition belegen könnte. Schließlich ist die Gegenposition falsch! Daß Statistik auch falsche Positionen stützt, ist zwar leider richtig, in diesem Fall aber nicht relevant. Denn Ihre Position ist schließlich richtig!
8. Ihr Diskussionsgegner kann nicht logisch denken! Manche Leute behaupten, bei Diskussionen spiele die unterschiedliche Gewichtung verschiedener Argumente eine Rolle. Das ist Unsinn! Wer alle Argumente kennt und logisch denken kann, muß immer zu dem gleichen Ergebnis kommen wie Sie! Ein anderer Blickwinkel zeigt nur, daß Ihr Gegner nicht kapiert hat, worauf es ankommt. Vermutlich kann er nicht logisch denken. Es kann nur zu seinem Besten sein, wenn er dies von Ihnen erklärt bekommt!
9. Ihr Diskussionsgegner hat keine Ahnung von der Sachlage! Vermutlich hat er nach Feierabend immer Comics gelesen, während Sie in den richtigen Tageszeitungen die Hintergrundsberichte studiert haben. Stand nicht gestern in Ihrer örtlichen Tageszeitung ein Hintergrundsbericht über die Wirkung von Ozon auf den Menschen oder die demographische Entwicklung zu Beginn des letzten Jahrhunderts auf dem Land? Gehen Sie sofort (bevor Sie es wieder vergessen haben) in alle Diskussionforen, in die das passen könnte und erklären Sie den Dilettanten, die diesen Bericht nicht kennen, daß sie in dieser Diskussion nichts zu suchen hätten. Gehen Sie hinterher auch in die Diskussionsforen, in die das eigentlich nicht paßt, denn wer solch grundlegende Tatsachen nicht weiß, kann eigentlich nirgendwo mitreden.
10. Ihr Diskussionsgegner hat keine Erfahrung! Sie waren mal im Urlaub in Indonesien, haben in Ihrer Jugend Fußball gespielt und kürzlich einen Selbstverteidigungskurs besucht? Dann sind Sie in allen Diskussionsforen automatisch Fachmann für die 3. Welt, Gewalt und Kriminalität und wissen, was der Innenminister und der Fußballbundestrainer alles falsch machen. Quellensuche haben Sie nicht nötig! Lassen Sie sich bloß nichts von Leuten erzählen, die hier ihr angelesenes Wissen zur Schau stellen. Nur Sie kennen die Welt!
11. Ihr Diskussionsgegner verkompliziert alles unnötig! Dabei ist die Realität so einfach! Abtreibung ist Mord! Soldaten sind Mörder! Asylanten sind Betrüger (mindestens)! Feministinnen sind mindestens häßlich! Lassen Sie sich bloß nicht auf philosophische Diskussionen oder juristische Haarspaltereien ein! Bilden Sie die Wirklichkeit auf plakative Slogans ab, das reicht völlig! Ansonsten gilt hier natürlich die Regel 1. Wenn Sie Ihren Standpunkt ausschmücken wollen, dann schwelgen Sie in einer Beschreibung der Begriffe "Mord" oder "häßlich", das versteht wenigstens jeder. Aber richtig bildlich, sonst überzeugt es nicht!
12. Ihr Diskussionsgegner hat eine eingeschränkte Sichtweise! Oder sogar ein eingeschränktes Weltbild! Was auch immer Sie vorbringen, er interpretiert es auf seine Art. Und natürlich falsch! Alles sieht er durch seine Brille! Er unterstellt Ihnen Intentionen, die Sie nie geäußert haben und Schlußfolgerungen, auf die Sie nie gekommen wären. Warum kann er nicht einfach Ihre Sätze nehmen, wie sie sind? Er macht sich ein Bild von Ihnen, was einfach nicht zutrifft! Vermutlich macht er sich sogar sein Bild darüber, wie Sie aussehen! Und dies ist totsicher auch wieder falsch!
Erklären Sie ihm (sachlich), daß er nicht das Recht hat, Ihre Sätze einfach auf seine Art zu interpretieren. Niemand darf das!
13. Ihr Diskussionsgegner will Sie nur ärgern! Abgesehen davon, daß er nicht recht hat, gibt es auch sonst gar keinen Grund, diese Diskussion vom Zaun zu brechen. Wenn beispielsweise Opfer des Nationalsozialismus über den Holocaust reden, dann wollen sie nur die Deutschen damit ärgern. Denn ansonsten gibt es selbstverständlich keinen Grund, über so etwas reden zu wollen. (Hier hat mich die Debatte um die Walserrede zur Verleihung des Friedenspreises 1998 inspiriert.) Aber auch bei weniger dramatischen Zusammenhängen wollen Ihre Diskussionsgegner immer nur Sie und Ihre Interessensgruppe ärgern: Wenn Grüne über Benzinpreiserhöhungen diskutieren, dann wollen sie die Autofahrer ärgern, wenn Europa über Haider diskutiert, dann soll die österreichische Bevölkerung geärgert werden. Das ist immer so! Ärgern Sie sich, aber sagen Sie Ihren Diskussionsgegnern, was Sie von ihnen halten!
14. Ihr Diskussionsgegner ist schlecht! Unterstellen Sie ihm immer eine böse Absicht. Lassen Sie keine Entschuldigungen zu. Glauben Sie nicht, daß ihm je etwas aus "Versehen" passieren könnte. Behandeln Sie Dinge, die eintreten könnten wie Dinge, die schon eingetreten sind. Wer Auto fährt will z.B. andere Menschen überfahren. Wer einmal bei zu hoher Geschwindigkeit erwischt wurde, hätte dabei jemanden töten können. Und das ist so, als ob er dies wirklich getan hätte. Machen Sie ihm das klar! Wenn Sie selbst zu schnell fahren, dann passiert natürlich hoffentlich nichts. Ihre Teilnahme an den Diskussionsforen im Internet wird Sie schützen! Das gleiche Prinzip gilt im Umgang mit Kampfhundbesitzern, Autofahreren, Rauchern, Müll- Nichttrennern und anderen uneinsichtigen Zeitgenossen.
15. Betroffene können niemals objektiv sein! Diskutieren Sie deshalb vorzugsweise als Mann in einem Forum über "Frauen und Feminismus", als Deutscher in einem Forum zur "Doppelten Staatsbürgerschaft" und als Autofahrer im "Allgemeinen Deutschen Fahrradclub". Ihr völlig neuer Blickwinkel ist dort sicher noch niemandem bekannt, ganz abgesehen davon, daß solche Gruppierungen nicht Ihre Intelligenz und Erfahrung mitbringen können. Voriges Lesen der anderen Beiträge ist in diesem Fall überflüssig, erklären Sie ohne Umschweife und in epischer Breite Ihre Sicht der Dinge. Einige Leute dort werden dies vermutlich nicht zu schätzen wissen, aber das ist nur der Neid der zu kurz gekommenen. Erklären Sie klipp und klar, daß Sie sich nicht ausgrenzen lassen und daß Ihre Kritiker voreingenommen sind. Die Art, wie man dort mit Ihnen umspringt, ist der beste Beweis!
16. Betroffene wollen immer Extrawürste! Frauen wollen mehr Sicherheit nur für Frauen (und womöglich noch eigene weibliche Bezeichnungen in der Sprache!), Radfahrer wollen Extra-Radwege, die der Allgemeinheit den Platz wegnehmen, Ausländer wollen sogar 2 Staatsbürgerschaften, wo der gemeine Deutsche nur eine haben soll! Nicht mit Ihnen! Zum Glück gehören Sie keiner Interessensgruppe an und lassen sich das nicht bieten! Treten Sie als Mann, Autofahrer und Deutscher1 in den diversen Splitterforen auf und vertreten Sie die Allgemeinheit! Fordern Sie, daß alles so bleibt wie es ist! Für Sie gab es schließlich noch nie Privilegien und Sie wollen auch für die Zukunft keine!
Bis hierher waren die Ratschläge rein inhaltlich. Jetzt müssen Sie natürlich Ihre eigenen Beiträge noch sprachlich entsprechend aufbereiten, damit sie auch ihre Wirkung voll entfalten können. Je nach dem geistigen Niveau der anderen Diskussionsteilnehmer lassen sich hier 2 Fälle unterscheiden:
17. Fall A: Sie diskutieren mit Idioten! In diesem Fall sind an Sie selbst sprachlich keine Grenzen gesetzt. Von Idioten sollten Sie sich sogar unbedingt maximal abgrenzen! Leiten Sie Ihr Posting schon entsprechend ein, z.B. mit dem Satz "Haben Sie immer noch nicht kapiert, worauf es hier ankommt?!!" oder "Haben Sie immer noch nicht kapiert, daß wir hier über x und nicht über y diskutieren!!!" Sparen Sie nicht mit Ausrufezeichen und Großschreibung! DAS SIEHT SO AUS, ALS OB SIE SCHREIEN, KAPIERT !!!!!!! Außerdem merkt dann jeder, daß Sie genervt sind (außer natürlich den Idioten, mit denen Sie sich gerade rumärgern). Dann werden die vernünftigen Leute schon Ihre Partei ergreifen. [Verbündete sind in Diskussionsforen ja alles, aber das gibt irgendwann ein Extra-Kapitel.]
Als Schlußsatz eignet sich u.a. die Wendung "JETZT KAPIERT?!! " oder auch "IMMER NOCH NICHT KAPIERT?? - SCHADE!!" Oder auch die Wendung, sie hätten das Posting Ihres Diskussionsgegners gar nicht gelesen, weil es Ihnen zu blöd war. Oder nur bis zu einem bestimmten Satz gelesen, der Ihnen zu blöd war. [Natürlich lesen Sie es dann trotzdem, denn möglicherweise findet sich ja weiter hinten ein noch viel besserer Angriffspunkt. Und den wollen Sie sich ja nicht entgehen lassen!]
Vorsicht ist mit der Ankündigung geboten, Sie würden in Zukunft nie mehr die Postings des Betreffenden lesen. Mit Sicherheit wird er bald etwas so Blödes schreiben, daß Sie dann einfach nicht den Mund halten können und dann müssen Sie zugeben, daß Sie die ganze Zeit doch heimlich weiter mitgelesen haben. Hier ergibt sich voll und ganz das Problem von Herbert Wehner: "Wer rausgeht, muß auch wieder reinkommen!"
KAPIERT??!!!
;-)
18. Fall B: Ihre Diskussionsgegner zeigen eine gewisse Mindestintelligenz (wenn sie natürlich auch längst nicht an Ihre Intelligenz heranreicht!) In diesem Fall müssen Sie etwas subtiler vorgehen. Anschreien, Ärger zeigen, nicht-lesen, etc. sind hier fehl am Platz und werden von Ihrem Gegner vermutlich als unsachlich gebrandmarkt werden. Also Vorsicht! Viel erfolgversprechender ist es hier, wenn Sie psychologisch werden, aber bleiben Sie dabei auf jeden Fall sachlich und objektiv! Erklären Sie Ihrem Gegner, was er alles falsch macht, aber unbedingt emotionslos. Gemeint sind hier keine inhaltlichen Statements zum Streitpunkt selbst! Sondern Statements, die sich einzig auf Ihren Diskussionsgegner beziehen, so in der Art:"Leider können Sie nicht logisch denken. Sie sehen alles nur durch Ihre Brille. Sie haben ein eingeschränktes Weltbild. Man merkt, daß Sie Probleme mit sich selbst haben." (Lesen Sie zur Stoffsammlung die Punkte 8 bis 15.) Von Ausrufezeichen ist hier eher abzuraten, denn die wirken zu emotional. Wenn Sie Angst haben, daß Sie zu dick auftragen, dann verbinden Sie es mit gutgemeinten Ratschlägen, wie es besser klappen könnte. Raten Sie Ihrem Gegner, sachlicher zu werden, seine eigene Sicht der Dinge einmal kritisch zu überprüfen, vor dem Hinschreiben einmal nachzudenken, etc. Fügen Sie am Ende unbedingt den Satz ein, dies Statement sei kein Angriff und nicht gegen ihn persönlich gerichtet, denn schließlich wollen Sie ja dann zur eigentlichen Diskussion zurück.
19. Lassen Sie Kritik an sich selbst nicht zu! Kritiker nerven sowieso nur und wer ist schon kompetent genug, um Sie zu kritisieren? Zum Glück gibt es eine Reihe von Worthülsen und Tricks, die Ihren Kritikern von vornherein die Lust nehmen - ob Sie nun mit Idioten diskutieren oder mit überlegenen Gegnern (obwohl es die natürlich nicht gibt). Wenn Sie z.B. jemand für ein politisch nicht korrektes Statement kritisiert (und zwar selbst für ein politisch extrem nicht korrektes Statement im Stil von "Ich freue mich, daß es in xy gerade viele Unfalltote gab, denn ich kann die sowieso alle nicht leiden"), dann können Sie den "Ewig Betroffenen" ins Feld schicken. Betroffenheit hat sich im Internet in letzter Zeit etwas abgenutzt. Wo viel provoziert wird, gibt es viele Ermahner, die aber virtuell natürlich nicht viel bewirken können, außer sich selbst zu distanzieren. D.h., daß Sie darauf ganz lässig antworten können: "Ach, wieder so ein Ewig Betroffener!" und daß voraussichtlich die Kritik nachlassen oder zumindest nicht weitere Kreise ziehen wird. Der "Ewig Betroffene" und er der "Gutmensch" sind inzwischen geradezu ideale Schlagworte, um Kritiker mundtot zu machen und sich ungestört den Weg durch die Foren zu bahnen.
Ansonsten können Sie auch Ihr Statement im nachhinein als lustig erklären, oder einfach ohne nähere Begründung über Ihre Kritiker lachen. Oder ihm ohne weiteren Kommentar rechtgeben und ihn damit ins Leere laufen lassen. Oder Sie diskutieren gleich unter 2 verschiedenen Identitäten, von denen einer provoziert und der andere die Kritiker auslacht. Wichtig ist nur, daß diese im Forum nicht überhand nehmen. Aber wenn Sie es geschickt anstellen, sollte das nicht passieren.
20. Wenn ein Forum explodiert ... Manchmal läßt sich im Internet das Phänomen beobachten, daß ein ganzes Forum mit einem lauten Knall explodiert. Dies passiert meistens dann, wenn eine ganze Reihe von Leuten sich gleichzeitig an diese Regeln halten. Meistens passiert dies bei Themen, die eine gewisse moralische Komponente beinhalten (dann ist es den meisten fast unmöglich, neutral zu bleiben) und bei denen die Argumente pro und contra gleichermaßen überzeugend (Beispiel: Kopftuchstreit in Schulen) oder für den Laien gleichermaßen schwer zu verstehen sind (Beispiel: Atomkraft). In solchen Konstellationen neigen viele automatisch zur Befolgung der Regel 1 ("Es gibt keine Gegenposition"). Und dann wird es interessant. Sobald außerdem mehr als 3 Positionen aufeinanderprallen, wird Form (Regeln 16-19) und Inhalt (Regeln 1-15) unentwirrbar. Einige werden dann Ihrer Meinung sein, aber Ihre Form daneben finden, andere werden Ihnen inhaltlich widersprechen und Ihre Form noch zusätzlich daneben finden. Der oder die eine oder andere wird die Stimmung zusätzlich anheizen, um dabei die "Goldenen Regeln" ganz genau zu lernen... Die Zahl der Leute, die im Hintergrund mitlesen, steigt jedenfalls in solchen Momenten exponentiell an, ebenso die Zahl der Leute, die Partei ergreifen. Nach kurzer Zeit ist dann der Streit um die Sache vermischt mit einem Streit darüber, wer nun was gesagt hat, bzw., wer was wie gemeint hat, was überhaupt ausgesprochen werden darf und über welche Frage überhaupt diskutiert wird.
Und böse Zungen behaupten, seit Veröffentlichung dieser Regeln, sei dieses Phänomen noch häufiger zu beobachten, aber das ist sicher nur eine böswillige Verleumdung!
Murphys Gesetze der Internet-Diskussionen:
Auch wenn Sie im Internet den größten Schwachsinn schreiben (aus Ironie, Ärger, Versehen oder nur zum Spaß), auch wenn Sie die unglaublichsten Behauptungen aufstellen, es wird sich immer jemand melden, der dies ernst genommen hat!
Auch wenn Sie für die absurdeste Behauptung eine Quelle suchen - im Internet werden Sie fündig!
Nachwort: Die Diskussionen auf meiner Seite sind mit dieser satirischen Überspitzung natürlich nicht gemeint. Ganz im Ernst: Ich freue mich sehr darüber, wie sachlich die bisher eingereichten Beiträge ausgefallen sind. Nur bei 2 Emails (die deutlich als nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren), hat es mich in den Fingern gejuckt, sie als abschreckendes Beispiel hier darzustellen. Aber ich habe ja im Vorwort zur Diskussionsseite versprochen, so etwas nicht zu tun!
Bei den Beispielen zu den Regeln habe ich mich ehrlich bemüht, auch Negativbeispiele zu meinen Positionen und Positivbeispiele zu den Gegenpositionen zu finden. Das ist mir nicht immer gelungen! Vermutlich liegt es daran, daß meine Positionen richtig sind
;-)
Jemand fragt, ob ich nun besonders "gelungene" Forumsbeiträge hier verlinken will? Nach reiflichem Nachdenken will ich's lieber nicht, denn dies hier soll ja lustig bleiben! Die richtig destruktiven Beiträge dienen mir als Stoffsammlung, sie hier an den Pranger zu stellen, würde wohl allgemein als Racheakt aufgefaßt (wär's ja wohl auch).
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